
Carl Brandt (1828-1881) lernte bei Ignaz Dorn in Darmstadt und Ferdinand Schütz in München den Beruf des Maschinisten. Nach zwei Jahren in Berlin wurde er knapp 20-jährig der Nachfolger seines Lehrers Dorn am Großherzoglichen Hoftheater, wo er bis zu seinem Tod blieb. Mit spektakulären Effekten machte er sich dort schnell einen Namen und wurde deutschlandweit zur Einrichtung von Bühnen und Inszenierungen berufen, so auch für das Festspielhaus in Bayreuth und die Uraufführung des Ring des Nibelungen. Durch bühnentechnische Neuerungen, aber auch als Lehrer der folgenden Generation von Bühnentechnikern erhielt er weitreichende Bedeutung.
Johann Friedrich Christoph Carl Brandt kam am 15. Juni 1828 in Darmstadt als zweites Kind von Elias Friedrich Brandt zur Welt. Nach der Ausbildung an der Darmstädter Gewerbeschule und am polytechnischen Institut ging er beim Darmstädter Maschinenmeister Ignaz Dorn und bei Ferdinand Schütz in München in die Lehre. 1847 wurde er knapp achtzehnjährig als Erster Maschinist am Königstädtischen Theater in Berlin engagiert, kehrte jedoch schon zwei Jahre darauf als Nachfolger seines Lehrers Dorn nach Darmstadt zurück, wo noch im selben Jahr Anna Catharina Marstaller heiratete.
In Darmstadt machte sich Carl Brandt mit spektakulären und teils waghalsigen bühnentechnischen Effekten einen Namen. So inszenierte er für die Aufführung der Königin von Saba 1863 die Explosion eines Ofens, nach der Lava über die Bühne fließt. Der Effekt hier wurde hervorgerufen durch einen rot-orange bemalten Seidenstoff, der von unten durch offene Gasflammen beleuchtet wurde und zunächst mit einem erdfarbenen blickdichten Stoff bedeckt war, das langsam zurückgezogen wurde. Diese Darstellung der heißen Gesteinsmasse war selbst nicht ungefährlich, da der Seidenstoff entzündlich und die Bühnen noch zum Großteil aus Holz waren. Bekannt wurde Carl Brandt auch durch die Einrichtung von der Oper Die Afrikanerin von Giacomo Meyerbeer 1865, die die Bühnentechnik durch eine Schiffshavarie im 3. Akt vor besondere Herausforderungen stellte.
Der Wirkungsraum von Carl Brandt blieb dabei bald nicht auf Darmstadt beschränkt. Neben seiner Tätigkeit als Maschineriedirektor richtete er zwischen 1857 und 1881 allein 24 Bühnen neu ein, arbeitete mit Ernst Pasqué an Maschinenmärchen im Victoria-Theater in Berlin, und war u.a. an der Uraufführung des Rheingold und der Walküre in München und am Bau sowie der Einrichtung des Ring des Nibelungen im Bayreuther Festspielhaus (1872-76) maßgeblich beteiligt. Im Dezember 1881, ein halbes Jahr vor der Bayreuther Uraufführung von Parsifal, für die er bereits die Dekorationen einzurichten begonnen hatte, verstarb Carl Brandt nach einer Erkrankung am 27. Dezember 1881 im Alter von 53 Jahren in Darmstadt.
Neben seinem Sohn Fritz d. J. und seinen Brüdern Fritz und Georg wurden bedeutende Bühnentechniker wie Carl Lautenschläger (1843-1906) und Friedrich Kranich d. Ä. (1857-1924) von Carl Brandt ausgebildet und arbeiteten mit ihm zusammen.
Eigene Schriften
Briefe an und von Carl Brandt im Richard Wagner Museum Bayreuth.
Quellen
Baumann, Carl Friedrich. Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth. München: Prestel-Verlag, 1980, S. 26-52.
„Brandt, Johann Friedrich Christoph Carl.“ In: Hessische Biografie. https://www.lagis-hessen.de/pnd/118673254 (Stand: 15.4.2021).
Bildmaterial
Portrait von Carl Brandt. Architekturmuseum der TU Berlin, Inv. Nr. TBS 401,01.

Elias Friedrich Brandt
Elias Friedrich Brandt (1800/4-1878) arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt Darmstadt am Großherzoglichen Hoftheater. 1858 wechselte er als Maschinist und Dekorationsmeister ans Hoftheater Stuttgart, wo er nach fünf Jahren um vorzeitige Entlassung aus dem Dienst bat und nach Darmstadt zurückkehrte. Vier seiner Söhne folgten ihm nach und wurden ebenfalls Theatermaschinisten.

Fritz Brandt d. Ä.
Fritz Brandt d. Ä. (1846-1927) lernte den Beruf des Bühnentechnikers bei seinem älteren Bruder Carl Brandt und seinem Vater Elias Friedrich Brandt und übersah bereits mit 18 Jahren die ersten Bühneneinrichtungen. Nach Engagements in München und Wien trat er 1876 in den Dienst der Königlichen Schauspiele, wo er bis zu seiner Pensionierung 1918 blieb. Daneben war er am Um- und Neubau diverser Bühnen beteiligt, gründete den Verband deutscher Bühnentechniker mit, publizierte selbst und ließ diverse technische Neuerungen patentieren.

Fritz Brandt d. J.
Fritz Brandt d. J. (1854-1895) lernte und arbeitete bei seinem Vater Carl Brandt am Darmstädter Hoftheater und diversen anderen Theatern, unter anderem dem Festspielhaus Bayreuth zur Uraufführung des Ring des Nibelungen (1876). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Bühneneinrichtung für Parsifal (1882) und richtete verschiedene Wagneropern u.a. in Hannover und Paris ein. 1891 wurde er ans Hoftheater in Weimar berufen, wo er bis zu seinem Tod die Oberleitung der Opernregie, sowie des Dekorations- und Maschinenwesens innehatte.

Georg Brandt d. Ä.
Georg Brandt (1844-1923) verbrachte seine Kindheit in Darmstadt. Nach einer vierjährigen Ausbildung in einer Pianofabrik und einer mechanischen Werkstatt in Stuttgart kehrte er nach Darmstadt zurück, wo er bei seinem Bruder Carl Brandt arbeitete und lernte. Nach verschiedenen Engagements in Dresden, Altdorf, Prag und Chemnitz kam er 1872 als Maschinenmeister an das Hoftheater Kassel, wo er für 30 Jahre tätig war. Er verstarb vermutlich in Berlin.

Georg Brandt d. J.
Georg Brandt d. J. (1889-1958) war ab 1911 bei seinem Vater Fritz Brandt d. Ä. an den Königlichen Theatern in Berlin technischer Assistent bzw. technischer Leiter. Nach einer kurzen Unterbrechung ging er 1923 ans Schauspielhaus Dresden, wo er 1928 zusätzlich die technische Leitung der Staatsoper bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm. Anschließend wirkte er bis zu seinem Tod an der Deutschen Volksbühne in Dresden, den Sächsischen Staatstheatern und zuletzt der Komischen Oper in Berlin.