Fritz Brandt d. J. (1854-1895) lernte und arbeitete bei seinem Vater Carl Brandt am Darmstädter Hoftheater und diversen anderen Theatern, unter anderem dem Festspielhaus Bayreuth zur Uraufführung des Ring des Nibelungen (1876). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Bühneneinrichtung für Parsifal (1882) und richtete verschiedene Wagneropern u.a. in Hannover und Paris ein. 1891 wurde er ans Hoftheater in Weimar berufen, wo er bis zu seinem Tod die Oberleitung der Opernregie, sowie des Dekorations- und Maschinenwesens innehatte.
Fritz Brandt kam am 19.01.1854 in Darmstadt als erstes Kind von Carl und Katharina Brandt zur Welt. Dort wuchs er mit seinen beiden Schwestern Marie und Gustel und seinem um wenige Jahre älteren Onkel Fritz Brandt (d. Ä.) auf. Er besuchte das Jungeninternat Thudichum in Genf und meldete sich im deutsch-französischen Krieg 1870-71 als Einjährig-Freiwilliger. Nach dem Krieg ging er zurück nach Darmstadt ans dortige Hoftheater und arbeitete fortan mit seinem Vater Carl zusammen, den er auch zu auswärtigen Aufträgen nach Kassel, Homburg, Berlin, Hamburg, Teplitz, Altenburg, Prag und Magdeburg begleitete. Mit ihm besorgte er auch die Einrichtung des Ring des Nibelungen im Festspielhaus Bayreuth 1876, wo er die Sängerin Lilly Lehmann kennenlernte und sich mit ihr verlobte. 1877 wurde er Vorstand des Szeneriewesens in Mannheim, reiste aber weiterhin für Engagements herum, u.a. zur Einrichtung des Ring in Hannover 1885. Die Verlobung mit Lilly Lehmann wurde gelöst. Nach dem Tod seines Vaters Carl übernahm Fritz Brandt die Leitung der Bühneneinrichtung zu Parsifal (1882) in Bayreuth. 1884 verlobte sich Fritz Brandt erneut, dieses Mal mit Daniela von Bülow, der ältesten Tochter von Richard Wagners Frau Cosima von Bülows. Auch diese Verlobung wurde bald wieder gelöst, und 1891 kam Fritz Brandt als Oberregisseur der großherzoglichen Oper nach Weimar, wo er auch für das Dekorations- und Maschinenwesen verantwortlich war und den Titel eines Professors trug. Nach kurzer Krankheit verstarb er im Alter von 40 Jahren am 10. Januar 1895 an den Folgen einer Operation in Jena.
Schriften und Korrespondenzen
Brandt, Fritz. Instruction für die Feuerwächter des Bühnenfestspielhauses in Bayreuth. Bayreuth 1882. Abgedruckt in Baumann, Bühnentechnik im Festspielhaus, 315.
Fritz Brandt an Adolf von Groß. Darmstadt, 24. November 1885. Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth, Signatur NA III A 12 – 4 Nr. 6. Transkribiert in Baumann, Bühnentechnik im Festspielhaus, 304-6.
Quellen
Baumann, Carl Friedrich. Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth. München: Prestel-Verlag, 1980, 61-69.
„Fritz Brandt“ (Todesmeldung und Nachruf). Neuer TheaterAlmanach 7 (1896): 160-61.
Kranich, Friedrich. Bühnentechnik der Gegenwart, Bd 1. München: Verlag von R. Oldenbourg, 1929, 20.
Kuboth, Sebastian (Hg.). Fritz Brandt, König Ludwig II. und der Pfauenwagen. Erinnerungen eines Bühnentechnikers 1846 bis 1876. Pforzheim: Selbstverlag, 2021.
Lehmann, Lilli. Mein Weg. Leipzig: S. Zirzel, 1913.
Schrickel, Leonhardt. Geschichte des Weimarer Theaters von seinen Anfängen bis heute. Weimar: Panses, 1928, 241.
Carl Brandt
Carl Brandt (1828-1881) lernte bei Ignaz Dorn in Darmstadt und Ferdinand Schütz in München den Beruf des Maschinisten. Nach zwei Jahren in Berlin wurde er knapp 20-jährig der Nachfolger seines Lehrers Dorn am Großherzoglichen Hoftheater, wo er bis zu seinem Tod blieb. Mit spektakulären Effekten machte er sich dort schnell einen Namen und wurde deutschlandweit zur Einrichtung von Bühnen und Inszenierungen berufen, so auch für das Festspielhaus in Bayreuth und die Uraufführung des Ring des Nibelungen. Durch bühnentechnische Neuerungen, aber auch als Lehrer der folgenden Generation von Bühnentechnikern erhielt er weitreichende Bedeutung.
Elias Friedrich Brandt
Elias Friedrich Brandt (1800/4-1878) arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt Darmstadt am Großherzoglichen Hoftheater. 1858 wechselte er als Maschinist und Dekorationsmeister ans Hoftheater Stuttgart, wo er nach fünf Jahren um vorzeitige Entlassung aus dem Dienst bat und nach Darmstadt zurückkehrte. Vier seiner Söhne folgten ihm nach und wurden ebenfalls Theatermaschinisten.
Fritz Brandt d. Ä.
Fritz Brandt d. Ä. (1846-1927) lernte den Beruf des Bühnentechnikers bei seinem älteren Bruder Carl Brandt und seinem Vater Elias Friedrich Brandt und übersah bereits mit 18 Jahren die ersten Bühneneinrichtungen. Nach Engagements in München und Wien trat er 1876 in den Dienst der Königlichen Schauspiele, wo er bis zu seiner Pensionierung 1918 blieb. Daneben war er am Um- und Neubau diverser Bühnen beteiligt, gründete den Verband deutscher Bühnentechniker mit, publizierte selbst und ließ diverse technische Neuerungen patentieren.
Georg Brandt d. Ä.
Georg Brandt (1844-1923) verbrachte seine Kindheit in Darmstadt. Nach einer vierjährigen Ausbildung in einer Pianofabrik und einer mechanischen Werkstatt in Stuttgart kehrte er nach Darmstadt zurück, wo er bei seinem Bruder Carl Brandt arbeitete und lernte. Nach verschiedenen Engagements in Dresden, Altdorf, Prag und Chemnitz kam er 1872 als Maschinenmeister an das Hoftheater Kassel, wo er für 30 Jahre tätig war. Er verstarb vermutlich in Berlin.
Georg Brandt d. J.
Georg Brandt d. J. (1889-1958) war ab 1911 bei seinem Vater Fritz Brandt d. Ä. an den Königlichen Theatern in Berlin technischer Assistent bzw. technischer Leiter. Nach einer kurzen Unterbrechung ging er 1923 ans Schauspielhaus Dresden, wo er 1928 zusätzlich die technische Leitung der Staatsoper bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm. Anschließend wirkte er bis zu seinem Tod an der Deutschen Volksbühne in Dresden, den Sächsischen Staatstheatern und zuletzt der Komischen Oper in Berlin.