
Fritz Brandt d. Ä. (1846-1927) lernte den Beruf des Bühnentechnikers bei seinem älteren Bruder Carl Brandt und seinem Vater Elias Friedrich Brandt und übersah bereits mit 18 Jahren die ersten Bühneneinrichtungen. Nach Engagements in München und Wien trat er 1876 in den Dienst der Königlichen Schauspiele, wo er bis zu seiner Pensionierung 1918 blieb. Daneben war er am Um- und Neubau diverser Bühnen beteiligt, gründete den Verband deutscher Bühnentechniker mit, publizierte selbst und ließ diverse technische Neuerungen patentieren.
Fritz Brandt wurde am 25. Februar 1846 als 13. Kind von Elias Friedrich Brandt und seiner zweiten Ehefrau in Darmstadt geboren. Bereits während der Schulzeit begann er, seinem Vater und seinem älteren Bruder Carl Brandt zunächst am Darmstädter Hoftheater, dann in Stuttgart zu assistieren und besuchte in Stuttgart die Kunstschule. 1864 reiste er nach Berlin, um dort die Montage der Bühneneinrichtung des Wallnertheaters zu beaufsichtigen, leitete dann die Bühneneinrichtung des Gärtnertheaters in München und war kurzzeitig in Wien engagiert. 1868 wechselte er als Theatermeister an das Münchner Hoftheater und schloss im Folgejahr Bekanntschaft mit König Ludwig II., für dessen Schlösser und Festlichkeiten er diverse technische Einrichtungen entwarf und realisierte. Über seinen Bruder Carl war er auch an der Uraufführung des Rheingold (1869) und der Walküre (1870) in München beteiligt.
1876 wurde er in Berlin an den Königlichen Schauspielen engagiert, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. Daneben war er an der Planung und dem Ein- und Umbau der Bühnentechnik in diversen anderen Theatern beteiligt, entwickelte diverse patentierte bühnentechnische Vorrichtungen wie Beleuchtungssysteme und Versenkungen und war einer der Initiatoren der Gründung des Verbands Deutscher Bühnen-Ingenieure und Bühnen-Techniker 1906. Er publizierte in diversen Zeitschriften, hielt Vorträge, schrieb seine Memoiren nieder und begann, das zeichnerische Material seiner Tätigkeit zu sammeln – vermutlich, um es in der geplanten Publikation „Die Anfänge der Bühnentechnik“ zu verwenden. 1918 trat Fritz Brandt in den Ruhestand. Er verstarb am 21. Oktober 1927 in Berlin.
Eigene Schriften
Brandt, Fritz. „Schein und Wahrheit im Bühnenbild.“ Bühne und Welt 1, Nr. 7 (1899): 320-325.
Brandt, Fritz. „Die Reformbühne.“ Bühne und Welt 3, Nr. 8 (1900-1): 314-18.
Brandt, Fritz. „Mahnwort!“ Bühnentechnische Rundschau Nr. 5 (1909): 1-2, teilweise wiederabgedruckt unter dem Titel „Mahnworte.“ Bühnentechnische Rundschau Nr. 1 (1926): 7.
Brandt, Fritz. „Die Sicherheit der Darsteller auf der Bühne.“ Die Woche 13, Nr. 18 (1911): 725-28.
Brandt, Fritz. „Künstliche Tiere auf der Bühne.“ Bühnentechnische Rundschau 1-2, Nr. 5-6, 6 (1915): 3-4 (Teil 1),1-2 (Teil 2),1-2 (Teil 3).
Brandt, Fritz. „Der Rundhorizont und seine Entwicklung.“ Bühnentechnische Rundschau 4, Nr. 8-11 (1920): 1-2 (Teil 1), 1-2 (Teil 2).
Brandt, Fritz. „Der Kuppel-Horizont.“ Bühnentechnische Rundschau 5, Nr. 4-5 (1921): 1-2 (Teil 1), 1-2 (Teil 2).
Brandt, Fritz. „Opernhausbauten in Berlin.“ Bühnentechnische Rundschau 27, Nr. 2 (1927): 15-16.
Brandt, Fritz. „[Memoiren, ca. 1925.]“ In: Fritz Brandt, König Ludwig II. und der Pfauenwagen. Erinnerungen eines Bühnentechnikers 1846 bis 1876, hrsg. v. Sebastian Kuboth, 33-175. Pforzheim: Selbstverlag, 2021.
Schriftverkehr von Fritz Brandt d. Ä. im Richard Wagner Museum Bayreuth.
Patentschriften
Brandt, Fritz. Hydraulische Versenkung für Theater. Deutsches Reichspatent Nr. 41520. Patentiert am 11. Mai 1887, ausgegeben am 9. November 1887.
Brandt, Fritz. Vorrichtung zur Bethätigung von Kassettenfußbodenklappen. Deutsches Reichspatent Nr. 81429. Patentiert am 25. März 1894, ausgegeben am 10. Juni 1895.
Brandt, Fritz. Elektrische Notbeleuchtung für Theater u. dgl. Kaiserlich Königliches Patent Nr. 21953. Angemeldet am 10. November 1904, patentiert am 1. Juni 1905, ausgegeben am 10. November 1905.
Brandt, Fritz, und Hermann Kasbaum. Vorrichtung zum Aufhängen und Bewegen von Wandeldekorationen. Deutsches Reichspatent Nr. 233313, patentiert am 8. Oktober 1910, ausgegeben am 4. April 1911.
Brandt, Fritz. Bühnenbeleuchtungskörper. Kaiserlich Königliches Patent Nr. 57181, angemeldet am 5. September 1911, patentiert am 15. August 1912. Angemeldet im Deutschen Reich am 6. September 1910.
Brandt, Fritz. Bühnenbeleuchtungskörper. Kaiserlich Königliches Patent Nr. 59030, angemeldet am 12. Juni 1912, patentiert am 1. Dezember 1912. Angemeldet im Deutschen Reich am 17. Juni 1911.
Quellen
Baumann, Carl Friedrich. Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth. München: Prestel-Verlag, 1980, 53-61.
Hasait, Max. „Fritz Brandt.“ Bühnentechnische Rundschau Nr. 1 (1926): 5-7.
Hasait, Max. „Geheimrat Fritz Brandt †.“ Bühnentechnische Rundschau Nr. 5 (1927): 7-8.
Kranich, Friedrich. Bühnentechnik der Gegenwart, Bd 1. München: Verlag von R. Oldenbourg, 1929, 19-20.
Kuboth, Sebastian (Hg.). Fritz Brandt, König Ludwig II. und der Pfauenwagen. Erinnerungen eines Bühnentechnikers 1846 bis 1876. Pforzheim: Selbstverlag, 2021.
Baumann, Carl Friedrich. Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth. München: Prestel-Verlag, 1980, S. 26-52.
„Brandt, Johann Friedrich Christoph Carl.“ In: Hessische Biografie. https://www.lagis-hessen.de/pnd/118673254 (Stand: 15.4.2021).
[Gettke, Ernst]. „Carl Brandt.“ (Nachruf) Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger 11 (1883): 93-98.
Kaiser, Herrmann. Der Bühnenmeister Carl Brandt und Richard Wagner. Kunst der Szene in Darmstadt und Bayreuth. Darmstadt: Eduard Roether Verlag, 1968.
Kaiser, Herrmann. Das Großherzogliche Hoftheater zu Darmstadt, 1810-1910. Darmstadt: Eduard Roether Verlag, 1964.
Kranich, Friedrich. Bühnentechnik der Gegenwart, Bd 1. München: Verlag von R. Oldenbourg, 1929, 15-18.
„Nachruf für Karl Brandt.“ Bayreuther Blätter 4, Nr. 12 (1881): 365-68.
Pasqué, Ernst. „K. Brandt“ (Nachruf) Neue Hessische Volksblätter Nr. 4 (1882).
„Vertrag zwischen dem Verwaltungsrat und Carl Brandt. Bayreuth, 24. Mai 1872.“ Abgedruckt in Baumann, Bühnentechnik im Festspielhaus, 303.
„Vertrag zwischen der k. bayer. Hoftheater-Intendanz und Carl Brandt. München, 3. März 1869.“ Abgedruckt in Baumann, Bühnentechnik im Festspielhaus, 306.

Carl Brandt
Carl Brandt (1828-1881) lernte bei Ignaz Dorn in Darmstadt und Ferdinand Schütz in München den Beruf des Maschinisten. Nach zwei Jahren in Berlin wurde er knapp 20-jährig der Nachfolger seines Lehrers Dorn am Großherzoglichen Hoftheater, wo er bis zu seinem Tod blieb. Mit spektakulären Effekten machte er sich dort schnell einen Namen und wurde deutschlandweit zur Einrichtung von Bühnen und Inszenierungen berufen, so auch für das Festspielhaus in Bayreuth und die Uraufführung des Ring des Nibelungen. Durch bühnentechnische Neuerungen, aber auch als Lehrer der folgenden Generation von Bühnentechnikern erhielt er weitreichende Bedeutung.

Elias Friedrich Brandt
Elias Friedrich Brandt (1800/4-1878) arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt Darmstadt am Großherzoglichen Hoftheater. 1858 wechselte er als Maschinist und Dekorationsmeister ans Hoftheater Stuttgart, wo er nach fünf Jahren um vorzeitige Entlassung aus dem Dienst bat und nach Darmstadt zurückkehrte. Vier seiner Söhne folgten ihm nach und wurden ebenfalls Theatermaschinisten.

Fritz Brandt d. J.
Fritz Brandt d. J. (1854-1895) lernte und arbeitete bei seinem Vater Carl Brandt am Darmstädter Hoftheater und diversen anderen Theatern, unter anderem dem Festspielhaus Bayreuth zur Uraufführung des Ring des Nibelungen (1876). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Bühneneinrichtung für Parsifal (1882) und richtete verschiedene Wagneropern u.a. in Hannover und Paris ein. 1891 wurde er ans Hoftheater in Weimar berufen, wo er bis zu seinem Tod die Oberleitung der Opernregie, sowie des Dekorations- und Maschinenwesens innehatte.

Georg Brandt d. Ä.
Georg Brandt (1844-1923) verbrachte seine Kindheit in Darmstadt. Nach einer vierjährigen Ausbildung in einer Pianofabrik und einer mechanischen Werkstatt in Stuttgart kehrte er nach Darmstadt zurück, wo er bei seinem Bruder Carl Brandt arbeitete und lernte. Nach verschiedenen Engagements in Dresden, Altdorf, Prag und Chemnitz kam er 1872 als Maschinenmeister an das Hoftheater Kassel, wo er für 30 Jahre tätig war. Er verstarb vermutlich in Berlin.

Georg Brandt d. J.
Georg Brandt d. J. (1889-1958) war ab 1911 bei seinem Vater Fritz Brandt d. Ä. an den Königlichen Theatern in Berlin technischer Assistent bzw. technischer Leiter. Nach einer kurzen Unterbrechung ging er 1923 ans Schauspielhaus Dresden, wo er 1928 zusätzlich die technische Leitung der Staatsoper bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm. Anschließend wirkte er bis zu seinem Tod an der Deutschen Volksbühne in Dresden, den Sächsischen Staatstheatern und zuletzt der Komischen Oper in Berlin.